Ich und die Wölfe

Der Wolf ist ein beeindruckendes Tier.

In den Bildern „me and the Wolves” thematisiere ich die Existenzberechtigung schlechthin, es geht mir darum, eine Idee zu schaffen, in der das Menschenbild und vor allem mein eigenes Selbstbild Kontur gewinnt. Die Wölfe in meinen Bildern werden zur Projektionsfläche eigenen Verlangens! Der Wolf steht in den Bildern für Selbsterkenntnis, Selbstreflexion, Wachstum und Stärke. Der Wolf als  Sinnbild einer Urkraft. Im Fokus stehen die eigenen Bedürfnisse und Wünsche.

Wenn wir Menschen die Natur und die Tiere beobachten, sehen wir immer auch uns selbst und die Art, wie wir die Welt deuten.

Der Wolf beeindruckt die Wissenschaften – die Soziologie und die Psychologie mit einem Verhalten, das den Menschen geradezu herausfordert. Der Wolf ist ein äußerst soziales Wesen und ist von Geburt an Teil eines familiären Miteinanders, das durch komplexe Kommunikation geregelt ist.

Mark Rowland schrieb ein Buch „der Philosoph und der Wolf“, darin beschreibt er wie er 11 Jahre den Alltag mit einem Wolf verbracht hatte und wie ihn der Wolf dazu inspiriert hat ein besseres Leben zu leben. Diese lebensverändernden Erlebnisse mit einem Wolf brachten eine bestimmte Saite in ihm zum Klingen. Das Gefühl ein wildes Tier vor sich zu haben, eines das nicht durch Domestikation handzahm gemacht wurde, das aber erstaunliche Gemeinsamkeiten mit dem menschlichen Sozialleben aufweist und so zur Rolle des Wegweisers in ein unverstelltes naturverbundenes Leben verweist.

Auch der Vergleich von Primaten mit Wölfen zieht sich durch Mark Rowlands Buch, wobei die Menschenaffen, der Mensch eingeschlossen, reichlich schlecht abschneiden: Lügen, Intrigen, Betrug – der Preis der Intelligenz.

„Was es bedeutet ein Mensch zu sein, das lernte ich von einem Wolf“ ist der Schlüsselsatz in seinem Buch. Für Rowland trägt der Wolf das Pathos der Selbstverbesserung: Loyalität statt Berechnung, ein Leben, das um das Sein kreist und nicht um das Haben und am Ende die Erkenntnis, dass nicht die glücklichsten Momente zählen, sondern die, in denen man dem Schicksal mit einer Art Schulterzucken begegnet.

Auch in der Wissenschaft tritt der Wolf in den Fokus. Der Wolfforscher Kurt Kortschal glaubt, dass kein Tier dem Menschen in seinem Sozialverhalten so ähnlich ist. Kein Tier, auch nicht der Schimpanse, ist dem Menschen in seinem Gruppenverhalten vergleichbar mit dem Wolf. Untereinander differenziert kommunizierend, kooperativ in der Gemeinschaft, wehrhaft nach außen, ein Leben in einem“ Wir“ und die anderen das „System“.

Die Psychotherapeutin Clarissa Pinkola schrieb 1993 das Buch „die Wolfsfrau“ und landete damit drei Jahre lang auf der Bestsellerliste der New York Times. Ein gewaltiger Erfolg! Frauen fühlten sich angesprochen, die Wölfin in sich zu finden, also das wilde, freie, sensible Wesen, das von den Erwartungen einer dominierenden patriarchalischen Gesellschaft gezähmt wurde.

Frauen und Wölfinnen haben viele Gemeinsamkeiten – nicht nur im starken fürsorglichen Charakter, sondern auch in dem Unrecht, das ihnen über Jahrhunderte angetan wurde.

Mag. Maria Pia Lattanzi