Nativ

Maria Pia Lattanzi sieht in Tieren das Instinkthafte und eine animalische Urkraft verkörpert, die so nur in der Natur von uns Lebewesen zu finden sind.

Seit 2013 arbeitet sie an ihrer Serie der „Tierbilder“, wie sie sie selbst nennt. Wir erkennen in den Motiven Vögel, einen Hirsch oder auch einen Fuchs beispielsweise. „Tiere sind da, wo das gefühlsbetonte, das emphatische zuhause ist“, sagt Lattanzi. Tiersymboliken sind facettenreich. Wir müssen nur an die vielgestaltigen Sinnbilder in Tierfabeln denken. Aber darum geht es der Künstlerin gar nicht so sehr, wenn auch zum Beispiel der Vogel bei ihr für Freiheit steht. Es geht ihr eher um Begriffe wie Bindung, wie Beziehung, Reinheit und Wildheit, Zugehörigkeit zur Natur, der Mensch als Teil der Natur. Tiere sind für sie Inbegriff des Ursprünglichen, einer Urkraft, die jenseits des Verstandes liegt.

Bis Lattanzis Leinwände fertiggestellt sind, braucht es meist mehrere Schichten Farbe. Die Künstlerin arbeitet in der Technik der Eitempera – eine altmeisterliche Lasurtechnik – was bedeutet, dass die ersten gesetzten Schichten bis zur letzten obersten Schicht von unten durchscheinen. Auf diesem Weg erzielt Lattanzi eine sehr differenzierte Tiefenstruktur in ihren Arbeiten. Sie kombiniert figurative und abstrakte oder ornamentale Bildelemente und Formen und lässt sie zu einer Einheit verschmelzen.

In ihren Arbeiten geht es um Emotionen, um Empathie und um Wirklichkeit oder Wahrhaftigkeit. Ihre Motive bekunden in der Regel die dezidierte oder auch unbewusste Absicht, einen Ausschnitt aus ihrer persönlichen Realität möglichst prägnant wiederzugeben, um sich vielleicht selbst Klarheit über verschiedene Dinge zu verschaffen. Durch das Finden der Motive, durch die Auswahl der Tierdarstellungen, durch die malerischen Vertiefungsebenen, durch den Malvorgang an sich, scheint sie immer etwas besser Bescheid zu wissen über sich, über ihr soziales Umfeld, über das, was in der Welt passiert.

Mag.Hartwig Knack

Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler